Montag, 17. März 2014

Rote Karten für die OB-Kandidaten



Schuld ist immer der dumme Wähler 

Von Jürgen Dieter Ueckert

Der Souverain hat gesprochen. In Heilbronn hat das Wahl-Volk über einen neuen Oberbürgermeister abgestimmt. Das Ergebnis: Das Volk ist verschnupft.


Wenn - wie in Heilbronn geschehen - bei der Oberbürgermeister-Wahl (im ersten Wahlgang!) die Wahlbeteiligung bei nur 39 Prozent beträgt, und 61 Prozent der Wahlberechtigten eine Wahl verweigern  - was bedeutet das für den Staat, für die Kommune? Eine Krise der Demokratie? Eine Krise der Politik?

Ich behaupte, das ist eine tief-ROTE Karte der Wähler (des Wahl-Volks) an die Politiker - vor allem an den gewählten Politiker.

Eigentlich müsste der gewählte OB sich bei den Wählern in Heilbronn entschuldigen, dass er und seine Kollegen den Wählern einen so miesen Wahlkampf geliefert haben. Die Wahlbeteiligung zeigt die wirkliche Stimmung im Volk.

Wer im Schlafwagen an die Macht kommen will, der muss offenbar sich als OB-Kandidat in Heilbronn anmelden. Siehe Harry Mergel, der neue OB Heilbronns. Von den insgesamt 87.144 Wahlberechtigten in der Käthchenstadt haben nur 18.915 Heilbronner Bürger ihn gewählt - das sind ganz schlichte 21,7 Prozent. Ein Demokrat müsste sich für ein solch peinliches Ergebnis schämen.

Gleichzeitig zeigt das Ergebnis auch sehr deutlich: Die Heilbronner Christdemokraten konnten mit ihrem Kandidaten nicht überzeugen. Dazu kommt - Thomas Strobl, CDU-Landesvorsitzender, hat in seiner Heimatstadt den Kampf um das Stadtoberhaupt an die Sozis verloren.  Das kratzt mächtig an seinem Image in seiner Partei - und könnte für die nächsten Wochen und Monaten sein Macht-Problem im Lande werden.

Denn auch Christdemokraten wollen gern beim Sieger kuscheln ... deshalb blieben in Heilbronn die Schwarzen mehrheitlich zu Hause ... ihr Kandidat war  für sie kein Sieger-Typ; blass und teigig, verkniffen lächelnd sah er von seinen langweiligen Plakaten auf die Heilbronner Wähler herab. Wahrlich kein strahlender Mann für eine rosafarbene Zukunft Heilbronns à la Dieter Schwarz.

Aber andererseits weiß ich heute schon - wer Schuld an dem desaströses Heilbronner Wahlergebnis ist. Unsere Politiker (auch die Heilbronner) sagen es nicht laut, was sie denken - aber sehr deutlich: Schuld ist immer der dumme Wähler.

Aber auch die Journalisten in der Provinz-Gazette Heilbronner Stimme sollten sich bei diesem Ergebnis intensiv fragen, ob sie mit ihren Berichten und Kommentaren der lebendigen kommunalen Demokratie Heilbronns mehr geschädigt - oder mehr unterstützt haben.

Denn auch in diesem OB-Wahlkampf hatten Politiker versucht, die Aufgabe der Presse auf die Dienstleistung Information zu beschränken. Die Presse hat aber auch eine Wächterfunktion, die für die demokratische Ordnung lebensnotwendig ist.

Sicher - in Heilbronn wurde versucht, die eine gegen die andere Funktion auszuspielen. Klar, das ist ein eigennütziger Disziplinierungsversuch – leider ist das Ergebnis täglich in so manchen Zeitungen zu beobachten. Auch beim Heilbronner OB-Wahlkampf.

Gute Journalisten sollten den Lesern klar und deutlich zeigen, wie sie denken, was sie sagen und wie sie schreiben - Sklaven von Oligarchen haben wir schon zu viele in der deutschen Politik. Auch in Heilbronn.

Heilbronn, Sonntag, 16.03.2014, 21:05 Uhr





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